Auch die DLZ berichtete in der Ausgabe vom 11.05.2017 von unserem barrierefreien Angelplatz.
Delve — Sabine Hübner sitzt am Eiderufer und angelt. Dass sie ihrem Hobby nachgehen kann, ist nicht selbstverständlich. Denn Hübner sitzt in einem Rollstuhl. Mit ihrer Behinderung kommt Sabine Hübner längst nicht problemlos an jedes Gewässer. Hübner, selbst leidenschaftliche Anglerin, betreut für den Landessportfischerverband Projekte, bei denen ein barrierefreier Zugang zum Platz aufgebaut werden soll.
Den Wunsch, allen Menschen ihr Hobby zu ermöglichen, hegten die Angler des ASV Delve-Schwienhusen. „Ich bin ganz stolz auf die Mitglieder, dass wir das realisiert haben”, sagt der Vereinsvorsitzende Jens-Uwe Herzog. „Wir haben schließlich keinen Behinderten bei uns.” Dennoch seien wohl 98 Prozent der Mitglieder für die Idee gewesen, den Platz an der Eider, direkt neben dem Campingplatz umzubauen. „Wir leben in Delve vom Fremdenverkehr”, sagt Herzog. Entsprechend ließen sich an so einem idyllisch gelegenen Platz nicht nur die Delver nieder, um ihrem Hobby nachzugehen.
Im vergangenen Jahr bekam der ASV einen neuen Streckenabschnitt an der Eider hinzu. Dort hörte ein örtlicher Fischer auf. Nur durch die neue Pacht und den Zugang kam der Gedanke, einen Platz zu schaffen, der für jedermann zugängig ist. „Ich habe dann Gespräche mit der Gemeinde, mit anderen Verbänden, mit dem anliegenden Campingplatz geführt, und wir wurden sehr gut unterstützt.” Denn die Idee fand Anklang.
Statt Rasenfläche schließt unmittelbar an die Deichkante ein gepflasterter Weg an, der leicht deich-ab zum Fluss führt. „Wir haben eine Steigung von 5,6 Prozent. Sechs Prozent wären maximal erlaubt gewesen für das Prädikat barrierefrei.”
An zwei Wochenenden haben die Mitglieder angepackt. Mit Bagger, Schweißgerät und anderem Werkzeug haben sie alles in Eigenleistung hergerichtet. „Wir haben rund 2500 Euro bezahlt”, sagt Herzog. Dabei habe der Verein noch einige Zuschüsse etwa von der Gemeinde bekommen. Neben dem Weg zum Wasser ist es vor allem das Geländer, das das Angeln für Menschen mit Einschränkung möglich macht. Es hat verschiedene Höhen, etwa für Rollstuhlfahrer oder Kleinwüchsige.
Barrierefrei sei aber nicht nur eine Sache für Gehbehinderte. „Bevor wir den Steg gebaut haben, wusste ich gar nicht, welche Arten von Behinderungen es alles gibt. Ein Epileptiker fühlt sich beispielsweise einfach sicherer, wenn er sich beim Angeln festhalten kann.” Wichtig ist auch, dass nicht nur der Platz selbst behindertengerecht ist. Zum neuen Weg führt eine gut asphaltierte Straße. Direkt vor dem Areal gibt es einen Parkplatz. „Wir wollen erst einmal versuchen, ohne Gebotsschilder auszukommen”, sagt Herzog. Im Notfall müsse der Verein einen Behindertenparkplatz schaffen.
Barrierefreie Angelplätze gibt es bereits am Nord-Ostsee-Kanal, im Ostroher Moor und an der Gieselauschleuse. Doch Jens-Uwe Herzog sagt stolz: „Das ist der erste an einem Fluss in Schleswig-Holstein.”
Sabine Hübner hatte in der Bauphase den ASV beraten. Vor kurzem machte sie einen Ausflug in das Eiderdorf, um sich selbst einen Eindruck zu verschaffen. Selbstverständlich mit Angel. Herzog: „Sie hat gesagt, dass alles ganz wunderbar angelegt sei.”
Wer barrierefrei in Delve an der Eider angeln will, bekommt einen Erlaubnisschein im Dorfladen, an der Schule 1, oder am anliegenden Campingplatz.